Weiße oder blaue Finger: Das Raynaud-Syndrom
Kleinere Arterien verkrampfen
Anfallsartige Durchblutungsstörungen in den Fingern werden als Raynaud-Syndrom bezeichnet. Die Symptome – Weißwerden einzelner Finger oder der ganzen Hand, gefolgt von einer tiefblauen und anschließend roten Verfärbung – treten besonders bei Kälte auf. Die Ursache dafür sind Verkrampfungen von kleineren Arterien.
Der menschliche Körper braucht eine halbwegs konstante Kerntemperatur, um richtig funktionieren zu können. Die Temperatur wird dadurch gehalten, dass sich die Blutgefäße in kalter Umgebung verengen um dem Wärmeverlust entgegenzuwirken, und sich in warmer Umgebung erweitern, damit sich die Hitze nicht staut. An dieser Regulation sind Nerven, Blutplättchen, Hormone sowie die Gefäß-Innenwand (=Endothel) beteiligt.
Bei Personen mit Raynaud scheint diese normale Reaktion übermäßig aufzutreten, wobei sich die kleinen Arterien in Händen, Füßen, Ohren, Wange, Nase und sogar sehr selten der Brustwarzen zusammenziehen. Das Blut kann so nicht in die Extremitäten gelangen. Durch das plötzliche krampfartige Zusammenziehen erscheinen die Finger bzw. Zehen plötzlich weiß, dann bläulich, kalt, starr und gefühllos. Ist die Attacke vorbei, meist in wärmerer Umgebung, laufen die Finger (Zehen) dunkelrot an, beginnen zu beißen, jucken, brennen, stechen oder pochen. Die Anfälle können wenige Minuten bis mehrere Stunden andauern.
Behandlung und Therapie:
Foto: Wikipedia
Da die Ursache des Raynaud-Syndroms nicht bekannt ist, kann der Arzt nur die Symptome lindern. Neben allgemeinen Maßnahmen wird oft versucht, die Blutgefäße mit Hilfe von Medikamenten zu erweitern. Obwohl eine solche Behandlung häufig angewandt wird, ist sie problematisch, denn viele Raynaud-Patienten haben einen niedrigen Blutdruck, der durch die Gefäßerweiterung noch weiter gesenkt wird. Ebenfalls gefäßerweiternd wirkt Nitroglyzerinsalbe. Trägt man dieses Mittel auf die Finger auf, dehnen sich die darunter liegenden Arterien aus. Schwere Fälle werden mit Infusionen behandelt. Es wurde festgestellt, dass ein spezieller Rotlichtlaser die Raynaud-Beschwerden erstaunlich positiv beeinflusst. Der Laser stellt somit eine gute, nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeit dar.
Bei einem sehr weit fortgeschrittenen Raynaud-Syndrom wird manchmal auch operativ eingegriffen. Zwar macht eine gezielte Nervendurchtrennung den Patienten vorübergehend beschwerdefrei, doch diese Methode hilft meist nur für wenige Monate oder Jahre.
Krankheitsformen
Die primäre Raynaud-Krankheit ist eine rein funktionelle Störung der kleinen versorgenden Gefäße der Akren (=Körperenden) ohne erkennbare Grunderkrankung. Charakteristisch ist ein beidseitiger Befall der Hände bzw. der Zehen, der Daumen bzw. Großzehe meist ausspart, das Auftreten vor dem 40. Lebensjahr und eine familiäre Vorbelastung. Frauen sind davon weitaus häufiger betroffen als Männer. Der Krankheitsverlauf ist nicht so schwer und es kommt nie zum Absterben der Fingerkuppen, die Beschwerden lassen mit dem Alter sogar nach. Diese Form ist die häufigste und kommt bei ca. 70% der Raynaud-Patienten vor.
Bei der sekundären Raynaud-Krankheit liegt häufig ein ungleicher Befall der Hände und/oder Füße vor, was auf eine andere zugrundeliegende Erkrankung hinweist. Meist handelt es sich um eine Gefäßentzündung im Rahmen einer Bindegewebserkrankung, oder um eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Beim Fortschreiten der Erkrankung kann es zu Wachstumsstörungen der Nägel sowie zum Absterben der Fingerkuppen (sogenanntes ‚Rattenbissphänomen‘) kommen. Die Langzeitprognose hängt von der Grunderkrankung ab.
Auslösende Faktoren und Häufigkeit
Typischerweise sind die Raynaud-Attacken im Winter häufiger; es reicht aber oft allein das Hineinfassen in einen Kühlschrank oder eine Tiefkühltruhe, der Griff ans kalte Lenkrad oder auch nur Händewaschen mit kaltem Wasser, um einen Raynaud-Anfall auszulösen.
Aber selbst das Meiden von Kälte kann nicht immer Abhilfe schaffen. Stress verursacht bei den meisten Menschen kalte Hände und kann der Anstoß für eine Raynaud-Attacke auch in warmer Umgebung sein.
Die Raynaud-Krankheit tritt bei 3% bis 16% der Bevölkerung auf, bei Frauen fünf bis zehnmal häufiger als bei Männern. Die ersten Symptome machen sich typischerweise im Alter von 14 bis 40 Jahren bemerkbar.
Bei Männern tritt die Krankheit erst in späteren Lebensabschnitten auf.
Verhaltenstipps für Raynaud-Patienten
Schützen Sie sich insbesondere vor nasser Kälte
Sorgen Sie für warme Kleidung und besonders warme Handschuhe
Schützen Sie sich vor Verletzungen
Sie neigen aufgrund Ihrer Durchblutungsstörung zur Wundheilungsstörung
Mehr Bewegung!
Sportliche Aktivität steigert den Blutdruck und fördert die Durchblutung
Das Rauchen aufgeben!
Meiden Sie verrauchte Räume. Nikotin verengt die Blutgefäße zusätzlich.
Das verschlimmert die Beschwerden – die Erkrankung schreitet schneller voranSorgen Sie für Entspannung!
Versuchen Sie Situationen, die übermäßig Stress erzeugen, zu vermeiden oder ganz abzubauen
Ernähren Sie sich gesund
Ernähren Sie sich gesund. Vitamine, vor allem C, E und Folsäure haben einen schützenden Effekt auf die Gefäße
Nehmen Sie bitte keine Medikamente ohne Absprache mit Ihrem Arzt
Falls Sie Kopfschmerzen oder Schnupfen haben, fragen Sie Ihren Arzt.
Viele Schmerz- und Erkältungsmittel enthalten Stoffe, die die Gefäße verengen